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kommen könnten. Das sagte der, der im Verhältnis der Wahrheit am nächsten kam, indem er Gott die höchste Idee, das heißt den höchsten Gedanken nannte.

 Aber auch äußerlich ist die Welt für das kommende Heil vorbereitet worden. Der gewaltige Weltherrscher Alexander der Große hatte den Gedanken, Morgen- und Abendland in einem großen Reiche zu vereinen, damit die äußern und innern Güter und Gaben der beiden Teile der damaligen Kulturwelt sich ausgleichen sollten. Er wußte nicht, daß er dabei ein Werkzeug in Gottes Hand war. Durch ihn und sein Weltreich ist die griechische Sprache Weltsprache geworden, im Morgen- und Abendland verstanden worden und so konnten die heiligen Apostel von einem Volk zum andern ziehen, überall in der von ihnen gekannten Sprache predigen und so konnte die älteste Kirche auch nach Seite der Sprache und sonstiger Erkenntnis viel mehr einheitlich sein als in späteren Zeiten. Und als die Römer allmählich auf den Trümmern des Reiches Alexanders des Großen ihr gewaltiges Weltreich errichteten und es zusammenhielten durch ihr System von Heerstraßen, die sie erbauten, da wußten sie auch nicht, daß sie damit dem Reich Christi den Weg bereiteten. Darum wollte der Heidenapostel unbedingt nach Rom kommen, weil er wußte, daß, wenn dort das Evangelium begründet wäre, es von selbst hinausginge bis in die entferntesten Teile des römischen Reiches. Das ist die eine Seite der erziehenden Liebe Gottes zur Vorbereitung der Erlösung, aber nun noch die andere:

 III. die Zurüstung des Heils für die Menschheit. Das führt uns zum Volk Israel.

 Wo Moses in seinem Lied (5. Mos. 32, 8) davon spricht, daß der Allmächtige die Völker zerstreute und ihnen Grenzen setzte, da fügt er das gewaltige Wort hinzu: „da setzte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israel.“ Da tritt noch einmal im Laufe des Lebens dieses Führers Israels die volle Erkenntnis von der Bedeutung seines Volkes hervor. Nach der Zahl der Kinder Israels hat Gott den Völkern ihre Grenzen angewiesen. Merkwürdig, Israel wohnte inmitten der alten Welt; wenn man eine Linie zieht vom Nordwesten der Länder der alten Welt bis zum Südosten und wieder umgekehrt vom Nordosten bis zum Südwesten, – so schneiden sich diese Linien im Lande Kanaan. Das Land Kanaan lag im Mittelpunkt der alten Welt. Drei Weltteile waren von da aus leicht zugänglich, die da zusammenstoßen. Und doch war dies Land wieder abgesondert durch Wüsten und hohe Gebirge und Meeresküsten mit wenig Häfen, also ganz wie von Gott dazu vorbereitet, daß hier das Volk des Heils seinen Wohnsitz nehmen sollte, damit von ihm das Heil ausginge auf die Menschheit. Wie ist auch sonst die wunderbare Führung Israels durch Gottes erziehende