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ihr das Licht empfängt. Doch wird man denken können, daß die Erde etwa zuvor von einer eigenen Lichthülle umgeben gewesen sein kann, wie die Sonne selber und daß erst im Verlauf der Zeit die Sonne der Lichtträger für die Erde geworden ist, denn als Lichtträger, Zeichen und Zeiten, Tag und Jahre zu geben hat Gott am 4. Tage Sonne, Mond und Sterne bestimmt. Und wie wunderbar und tiefsinnig ist doch die Reihenfolge der Schöpfungstage! Am ersten ruft Gott das Licht ins Dasein aus der Finsternis – ein großer Gedanke: der, der selbst Licht ist, ließ das Licht erst werden, aber aus der Finsternis heraus; denn alles was werden soll, entwickelt sich im Finstern, im Verborgenen, und was wächst, was etwas werden darf, kommt ans Licht und das Ziel ist das Licht der Verklärung und der Weg dazu ist wiederum das Licht. Am 2. Tag schuf Gott die Feste, d. h. die Ausdehnung zwischen den Wassern und schied damit das Wasser über der Feste von dem Wasser unter der Feste. Es wird unter dem Wasser über der Feste doch wohl die atmosphärische Luft gemeint sein, die von dem Wasser auf Erden sich dadurch unterscheidet, daß sie elastisch-flüssig, dieses aber tropfbar-flüssig ist, wie die Wissenschaft sich ausdrückt. Und am 3. Tage ließ er die Erde erstehen aus dem Wasser; das ist wiederum auch nach den Forschungen der Wissenschaft nicht anders gewesen, die Gebirge hoben sich und durch Zurückfluten des Wassers hat die Erde sicherlich ihre letzte Gestalt erlangt und das Schöpfungswort, das Gott damals sprach, wirkt fort in die Gegenwart, daß heute noch die Wasser alle meerwärts eilen, im Meer sich sammeln. Merkwürdig ist ja freilich, daß für die Erschaffung der Pflanzenwelt kein besonderer Schöpfungstag genannt wird, sondern daß sie auch am 3. Tag im Anschluß an das Hervortreten des Festlandes erschaffen wurde. Das sollte zeigen, daß die Pflanzenwelt zur Erde gehört und daß die Erde dazu erschaffen wurde, um Gewächs hervorzubringen zu Nutz dessen, auf den überhaupt das ganze Schöpfungswerk abzielt. Diese 3 ersten Tage sind die erste Hälfte des Sechstagewerkes und dem entspricht die 2. Hälfte desselben aufs genaueste. Wie Gott am 1. Tag das Licht geschaffen hat, so am 4. Tag die Lichtträger. Wie Gott am 2. Tag geschieden hat Wasser und Luft, so erschuf er am 5. Tag die Tiere im Wasser und in der Luft. Hier kommt auch zum ersten Mal der Erhaltungssegen vor in Beziehung auf lebende Wesen, wie zuvor in Beziehung auf die Pflanzenwelt, daß die Erde aufgehen lasse Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume trage. Wie Gott am 3. Tag ins Dasein gerufen hatte das feste Land, so am 6. Tag die Tiere auf dem festen Land. Wie Gott am 3. Tag der Erde ihren Schmuck gab in der Pflanzenwelt, so hat er am 6. Tag den Menschen ins Dasein gerufen, auf den die ganze Schöpfung abzielt, der ihr Schmuck und ihre Krone ist. So