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auch die Gemeinde aus Israel ihre sonderlichen Gottesdienste neben den Gottesdiensten im Tempel, an denen sie sich noch beteiligte, wohl am Tag der Auferstehung Christi oder am Abend dieses Tages gehalten habe. Aehnlich ist es auch mit der Liebestätigkeit gegangen. So wie am Anfang mit Macht die Opferwilligkeit und Liebestätigkeit aller hervortrat in der Hingabe der Güter, konnte es nicht bleiben, dafür trat aber eine geordnete Armenpflege ein. Wir hören das in der Apostelgeschichte, wie diese Armenpflege zuerst in den Händen der Apostel selber war, dann aber die „Sieben“ dafür erwählt wurden. Auf heidenchristlichem Boden im Zusammenhang mit der Missionstätigkeit entstand das Amt der Diakonen oder Diener, von denen wir erstmals in der Überschrift des Briefes an die Philipper hören, von denen dann in den Pastoralbriefen, besonders im 1. Timotheusbrief geredet wird. Als Gehilfen und Dienern im Predigtamt ist ihnen zweifellos später auch die Armenpflege sonderlich zugefallen, wobei wir an Laurentius, den Diakon, erinnern dürfen. Hier haben wir nochmals anzufügen, was wir im Eingang von Dienerinnen oder Diakonissen gesagt haben: Erst Frauen, die freiwillig ihre Zeit, ihr Vermögen und ihre Gaben in den Dienst der Armen und der Gemeinde stellten, wie auf judenchristlichem Gebiet die Tabitha und auf heidenchristlichem Boden die im Römerbrief im 16. Kapitel genannten Frauen: Maria, Tryphäna, Tryphosa und Persis. Dann aber die, die erstmals als amtlich mit dem Dienst vertraute erscheint, die Phöbe am Eingang desselben Kapitels. Diakonissen (ebenso wie die Diakonen,) haben von Anfang an nicht etwa nur Dienste der Kranken- und Armenpflege und Wohltätigkeit getan, sondern waren Mithelferinnen des Amtes an ihrem Geschlecht, halfen die weiblichen Katechumenen vorbereiten, stunden ihnen bei der Taufe selbst bei und haben dann freilich zweifellos daneben Dienste der Armenpflege und der Barmherzigkeit getan. Ein besonders schönes Beispiel einer solchen in amtlicher Tätigkeit stehenden Diakonisse ist Olympia in Konstantinopel, die um das Jahr 400 gelebt hat. Bald treten uns auch Anstalten der Barmherzigkeit entgegen. Hier ist es Basilius der Große, Bischof von Cäsarea und seine Schwester Makrina, die die bekannten Anstalten vor den Toren Cäsareas errichteten, die man als die ersten eigentlichen Krankenhäuser bezeichnet, die in der römisch-griechischen Kulturwelt entstanden. Nun ist es sehr bezeichnend, daß bei diesen beiden Persönlichkeiten der Gedanke mönchischer Zurückgezogenheit schon stark hereinwirkt, so freilich, daß Basilius noch sehr klaren Geistes, nachdem er eine Zeitlang sich von der Welt zurückgezogen hatte, wohl erkannte daß das doch der vom Herrn gewollte Weg nicht sei, und zur Tätigkeit in der Welt zurückkehrte. Aber das Hereinwirken des Klosterwesens sehen wir bald ganz deutlich. Der Gang der Dinge ist bekannt. Die Diakonen wurden mehr und mehr zum