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Aneignung dargeboten wird, wie in der Kirche Jesu Christi eine Gemeinschaft des Heils besteht und wie endlich das Heil seiner schließlichen Vollendung entgegenwartet. Dagegen die Sittenlehre ist die zusammenhängende lehrmäßige Darstellung davon, wie nun das durch Christum der Welt gebrachte Heil und Leben in dem einzelnen Christen Bestand gewinnt und sich auswirkt. Es liegt in der Natur der Sache, daß in den beiden Gebieten, dem Gebiet der Glaubenslehre oder Dogmatik und dem Gebiet der Sittenlehre oder Ethik, manches sich berührt und manches da und dort zur Besprechung kommen muß. Von Buße und Glaube, von Gnadenmitteln und anderem muß beidemal geredet werden. Wir wollten nun diesmal die wichtigsten Heilslehren darbieten von dem Gesichtspunkt der heiligen Liebe aus und da mußten wir vor allem davon reden, wie die Liebe ewig sich in Gott gründet, sich durch Christum herabließ zu den Menschen und durch den Geist sich noch herabsenkt auf die Einzelnen und wie die Liebe Gottes nun auch von den Einzelnen erfahren und erlebt wird. Damit sind wir wie von selbst von dem Gebiet der Glaubenslehre in das Gebiet der Sittenlehre geführt worden. Alles aber, was wir bisher besprochen haben, bewegt sich wesentlich im Gebiet eben der kirchlichen Lehre, sei es der Glaubenslehre, sei es der Sittenlehre. Wiederum aber läßt das Gebiet der kirchlichen Lehre sich nicht völlig trennen vom Gebiet des kirchlichen Lebens, nämlich der Ausgestaltung der Kirche in der Welt. Die Lehre von der Kirche selber gehört der Glaubenslehre an, was wir aber gestern zu berühren hatten vom Bekenntnis, von Zucht, von Abendmahlsgemeinschaft u. a. gehört in die Darstellung des kirchlichen Lebens. Heute wollen wir nun den Schluß machen mit einer kurzen Darlegung der kirchlichen Liebestätigkeit. Warum haben wir alles Gesprochene unter den Gesichtspunkt der Liebe stellen wollen? Warum haben wir vor allem gezeigt, wie die Liebe Gottes in Christo offenbar wurde, warum haben wir auch die Kirche als den schönsten Liebesgedanken Gottes betrachtet und die Rechtfertigung als das Erleben der göttlichen Liebe durch den einzelnen?

 Warum ging alles vom Gedanken der Liebe aus und zielte wieder auf denselben ab? Nun darum, weil es ein Liebeswerk ist, an dem Sie, verehrte Schwestern, beteiligt sind und zu dessen geordneten Mithelferinnen Sie nun aufgenommen werden sollen, weil es eine Liebestätigkeit ist, die Sie üben wollen, wie nun auch im einzelnen der Beruf der einzelnen Schwester gestaltet sein mag. Wenn wir von der heiligen Liebe geredet haben vor einzusegnenden Diakonissen, wäre es doch ohne Zweifel unnatürlich, wenn wir nicht zum Schluß überhaupt noch reden wollten:

Von der kirchlichen Liebestätigkeit.