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Sprache der Romanisierung auch nicht erliegt und auf das gesprochene Latein einwirkt. Aber Syrakus hatte noch zuletzt in Archimedes einen Mann ersten Ranges gehabt, und der schrieb sein Dorisch, obgleich er auf Verständnis seiner Entdeckungen zu Hause nicht rechnen konnte. Wenn wir seine Werke jetzt zumeist in das gewöhnliche Griechisch umgesetzt lesen, so ist der Schade gering, denn was kommt auf α für η und ω, ein paar Pronomina und etliche Flexionen an. Lese man den Brief an Eratosthenes: diese einfache, klare, ganz sachliche Sprache hat nicht derjenige gemacht, der ihr die dorischen Farben abgewischt hat[1], sondern Archimedes dachte nicht anders als Konon oder Eratosthenes und drückte sich auch nicht anders aus[2]. Es ist die wissenschaftliche Prosa des reifen Hellenismus, nicht nur in den streng mathematischen Partien, und es wird schwer fallen, etwas von den Erscheinungen aufzuzeigen, die für die Entartung der κοινή charakteristisch sind.

Da kommt gleich an den Tag, wie unbrauchbar dieser Begriff ist, sobald man an die hellenistische Literatur geht. Denn was haben ihre Formen anders gemein als das von einigen Besonderheiten (ττ z. B.) befreite Attisch. Man lernt in der Schule überall das h sprechen und α purum setzen, und was solcher Bagatellen mehr ist. Die Wortwahl ist frei, der Stile gibt es mehrere, auch bewußter Gegensatz zu dem klassischen Attisch des vierten Jahrhunderts kommt vor, und wie sollte er nicht auch in der Prosa seine Vertreter gefunden haben, wo die Poesie des hohen Hellenismus

  1. In dem Bruchstück des Στομάχιον ist auf die Dorismen geringer Verlaß, denn es findet sich zweimal σχᾶμα neben σχῆμα, wie Archimedes schrieb. Das meiste ist attisch.
  2. Er macht auch im Eingang des Briefes keine Phrasen wie Apollonios, sondern begnügt sich Ἀρχιμήδης Ἐρατοσθένει εὖ πράττειν und kommt gleich zur Sache ἀπέστειλά σοι πρότερον τῶν εὑρημένων θεωρημάτων ἀναγράψας αὐτῶν τὰς προτάσεις usw., worin ich übrigens αὐτῶν nicht einordnen kann; es wird αὐτάς gewesen sein, sehr gut griechisch, wo wir „nur“ sagen.