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William Shakespeare: Was ihr wollt. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.

schien, so sehr einnehmen, daß ich ihn fast abgöttisch verehrte.

1. Officier.
Was geht das uns an? Die Zeit verstreicht indessen; fort!

Antonio.
Aber, oh, was für ein häßlicher Göze ist aus diesem Gotte worden. O Sebastiano, du machst der Schönheit Unehre. Wahrhaftig, man sollte niemand häßlich nennen, als Leute die kein gutes Herz haben. Tugend ist Schönheit; böse Leute, welche schön aussehen, sind hohle Klöze die der Teufel angestrichen hat.

1. Officier.
Der Mann fangt an zu rasen: weg mit ihm. Kommt, kommt, Herr.

Antonio.
Führt mich wohin ihr wollt.

(Sie gehen ab.)

Viola.
Mich däucht es ist eine so wahre Leidenschaft in seinen Reden, daß er würklich glaubt was er sagt. Und doch ist gewiß daß ich ihn nicht kenne. O daß die Einbildung sich wahr befinden möge, o, daß es wahr sey, daß man, liebster Bruder, izt für dich mich angesehen habe – – Er nannte mich Sebastian; Ich sehe meinen Bruder noch lebend so oft ich in den Spiegel sehe, er sah vollkommen so

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William Shakespeare: Was ihr wollt. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.. Orell, Geßner & Comp., Zürich 1766, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wieland_Shakespear_Theatralische_Werke_VII.djvu/477&oldid=- (Version vom 1.8.2018)