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William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.

Othello.

Sachte; ein paar Worte, eh ihr geht. Ich habe dem Staat einige Dienste geleistet, und sie wissen’s: Nichts mehr davon. Ich bitte euch, wenn ihr in euern Briefen diese unglükliche Geschicht’ erzählet, so redet von mir wie ich bin; verkleinert meine Fehler nicht, aber macht mich auch nicht schlimmer als ich war. Redet also von einem, der nicht weislich liebte, aber zu sehr; von einem der nicht leicht eiferte; aber nachdem er einmal von dieser Leidenschaft ergriffen war, keine Grenzen kannte; von einem, dessen Hand gleich dem verworfnen Juden (Herodes) eine Perle wegwarf, deren unschäzbaren Werth sein ganzer Stamm nicht bezahlen konnte; von einem dessen ungewohnte Augen, ihr gleich Arabiens Balsam-Staude Thränen, Jammer-lindernde Thränen quellen sahet. Dieses schreibet, und sezt hinzu, daß ich einst in Aleppo, wo ein boßhafter schelmischer Türke einen Venetianer schlug und auf den Staat schimpfte, den beschnittnen Hund bey der Gurgel gefaßt, und ihn so gekizelt habe.

(Er ersticht sich.) 

Lodovico.

O blutige Nacht!

Gratiano.

Hier verliehren Worte alle ihre Kraft!

Empfohlene Zitierweise:
William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.. Orell, Geßner & Comp., Zürich 1766, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wieland_Shakespear_Theatralische_Werke_VII.djvu/402&oldid=- (Version vom 1.8.2018)