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der Braut einen Brautführerstrauß am Hochzeitstage zuschickt. Er wird dann darauf achtgeben müssen (er befrage am besten die Braut oder den Bräutigam vorher), daß die Schleifen des Straußes mit der Farbe der Toilette seiner Dame in Einklang stehen. – In all diesen Dingen gibt es keine feststehende Regel. In manchen Städten wird er so gehandhabt, in anderen wieder anders. Man erkundige sich daher zur Sicherheit, denn es wäre doch sehr peinlich, wenn z. B. die Spende eines Brautführerstraußes üblich ist und man aus Unkenntnis seine Dame als einzige der Brautjungfern nicht bedenkt. Auch hinsichtlich der Gestellung der Hochzeitswagen findet man überall verschiedene Gebräuche. In kleineren Städten werden sie meist vom Brautvater besorgt. In Großstädten fahren zumeist nur das Brautpaar und die nächsten Verwandten in Hochzeitswagen zur Kirche. Die Brautführerpaare treffen sich auch erst in der Kirche, während in Mittel- und kleinen Städten der Brautführer die Brautjungfer im Wagen abzuholen hat. –

Es gehört zum guten Ton, daß das junge Paar rechtzeitig die Hochzeitsgesellschaft verläßt. Bei Mittagshochzeiten wird etwa 4 Uhr die gegebene Zeit sein, bei Nachmittagshochzeiten 11 Uhr spätestens. – Nicht genug kann der Bräutigam davor gewarnt werden, bei der Tafel dem Alkohol zu stark zuzusprechen. Es macht auf alle einen sehr peinlichen Eindruck, wenn der junge Ehemann angeheitert von Tisch aufsteht.

Daß nach dem Hochzeitsessen noch Erfrischungen gereicht werden, dürfte jeder wissen, ebenso, daß zum Schluß noch Kaffeetafel gehalten wird.

Vielfach ist es üblich, daß die Hochzeitsgesellschaft sich am folgenden Tage noch zwanglos in einem Restaurant zur Nachfeier vereinigt. Die Kosten trägt jeder allein. Um auch hier noch des Polterabends zu gedenken: er soll stets intimeren Charakter haben. Es brauchen dazu nicht sämtliche Hochzeitsgäste geladen zu werden. Man beschränkt sich am besten auf die Verwandten und die allernächsten Bekannten. Die sog. „Polterabendscherze“ sind leider zumeist langweilige Schablonenmache.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)