Seite:Westphälische Sagen und Geschichten 253.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an, und brachte nach Jahren ihren Verstand wieder in Ordnung. Sophie nahm den Schleyer und wurde die Freundin ihrer Retterin, der frommen Agnes von Ittling. Sie erreichte ein hohes Alter und starb als Abtissin des Klosters. Ihr Bildniß wird noch jetzt in Herzebrock verwahrt; es stellt ein schönes, aber tief leidendes Gesicht dar, und führt die Unterschrift: Sophia Filia unica Burchardi ultimi Burggrarii in Stromberg, Abbatissa. 1426. –




Die Zerstörung der Irmensäule.


Es sind schon tausend Jahre und mehr verflossen, seitdem einst auf der Halbinsel Jüttland ein Vetter des Dänenkönigs Goddrick, Namens Clodoald, als Statthalter herrschte. In früheren Zeiten war er ein glücklicher Mann gewesen, geliebt von seinem Könige, seinen Unterthanen und seiner Familie. Allein ein Sieg, den er über die Normanen erkämpfte, indem er ihre räuberischen Einfalle in Jüttland mit Gewalt zurückschlug, sollte auf einmal sein Glück und seine Zufriedenheit zerstören. Dieß grausame Volk sann auf eine entsetzliche Rache für den erlittenen Unfall, und führte diese dadurch aus, daß es dem Statthalter seine beyden Kinder, Clodoald, einen Knaben von zehn und Hildegardis, ein Mädchen von acht Jahren, mit List raubte. Der arme Vater ward untröstlich, denn er liebte die Kinder sehr, und sein Herz hing an ihnen.

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)