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werden; allein sie kamen auf die Stelle zu, wo er sich befand, und bald sahen sie ihn.

Dachte ich doch! rief jauchzend eine widerliche Stimme, und mit entblößtem Schwerte stand der lange Ritter von Wevelinghoven vor ihm, der bisher sich nicht hatte sehen lassen, jetzt aber, da Kampf und Gefahr vorüber waren, die schützende Nähe seines Ohms verlassen hatte. Drohend schwang er sein Schwert. Ergib Dich, Burggraf! rief er, Du und Dein Dirnlein!

Er wollte auf den Burggrafen losstürzen; aber in demselben Augenblicke fühlte er seinen Arm festgehalten. Er sah sich um; ein schwarzer Ritter stand hinter ihm. Es ist genug! sprach dieser strenge. Kein Mord mehr!

Ittling! rief der Burggraf, als er die Stimme erkannte.

Da nahete sich ihm der Ritter. Burggraf! sprach er, gehe mit Gott! Mein Kind ist gerächt! Ich wollte ein Racheengel seyn, aber kein Teufel!

Er zog den Wevelinghoven mit sich fort, und entschwand in der Nacht.

Noch eine Weile stand der Burggraf und blickte stumm vor sich nieder, dann hob er sein Kind auf, und wandelte langsam damit in den Wald hinein, durch die finstere Nacht, durch den stürmenden Regen, hinter sich die brennende Burg, das jauchzende Geschrey seiner Sieger. Es war Mitternacht, als er an dem Schlosse zu Rheda ankam. Mit wenigen Worten befahl er dem Thurmwart, den Grafen Otto zu wecken, dann setzte er sich still auf einen Stein unter dem Thore, sein wahnsinniges Kind neben sich. Als der

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_251.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)