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Wäldern, müssen ihm weichen. In wenigen Wochen wird der Stromberg keine feindliche Lanze mehr sehen.

Die Elemente? erwiderte der Jüngling blitzenden Auges. Tapfere Ritter sollen die Elemente für sich kämpfen lassen?

Wenn der eigne Kampf Unbesonnenheit ist, ja, versetzte der Burggraf fast strenge. Mit milderer Simme setzte er aber hinzu. Bey der Uebermacht unserer Feinde und bey der Kleinheit unseres Häufleins gilt jeder Mann uns jetzt viel. Jeder Kampf mußte uns zernichten.

Der Muth, antwortete der Jüngling, gilt im Kampfe, nicht der Mann! Vater, fuhr er feuriger fort; Dich beseelte ja sonst ein so schöner, frischer Muth! Warum denn jetzt so bedenklich, so zögernd, so vorsichtig? – Sprich das entscheidende Wort. Laß uns den Kampf wagen; alle Deine Ritter bitten Dich darum! Wage, und zwinge noch einmal Dein Glück, das noch nie Dich verlassen hat, an Deine Seite!

Der Burggraf schrack bey den Worten fast zusammen, und sah starr vor sich nieder. Glück! sprach er tonlos in sich hinein. Das Glück ist von mir gewichen! Eigne, schwere Schuld hat es verbannt! Er sprang unruhig auf, und ging mit heftigen Schritten in dem Saale herum. Der Ritter und die Gräfin sahen ihm erschrocken nach. Woher diese entsetzliche Wirkung eines einzigen Wortes? Morrian stand auf und folgte ihm. Was fehlt Dir, Vater? fragte er theilnehmend. Auch die Gräfin trat an seine Seite und faßte liebreich seine Hand.

Der Sturm, der in seinem Innern so plötzlich aufgeregt war, schien sich nach und nach zu legen.

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_237.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)