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oder gehört; sie lagen ruhig in ihren Hütten oder in den einzelnen Bauernhöfen, in denen sie ihre Quartiere genommen hatten. Der Graf von Tecklenburg war gegen Abend mit einer kleinen Bedeckung nach Rheda geritten, um seine Gemahlin und Kinder zu sehen, und dort einige Anordnungen zu treffen.

Der Burggraf befand sich allein mit seinen Kindern in dem kleineren Rittersaale der Burg. Alle drey saßen schweigend um dem Kamin, und blickten nachdenklich in die knisternde Flamme. Auch in den Augen der Liebenben leuchtete heute jenes schöne Feuer nicht, das siegreich über Gram und Sorgen strahlt. Schwere Seufzer entfuhren oft unwillkürlich ihren Lippen, und schreckten den Burggrafen jedesmal aus seinem tiefen Sinne heraus.

Der Ritter Morrian nahm zuletzt das Wort. Mit einer lebhaften Unruhe in Blick und Bewegung wandte er sich an den Burggrafen. Vater, sprach er, wie lange soll diese todte Unthätigkeit noch dauern? Wann willst Du schlagen lassen, und uns mit Einem Male aus diesem peinigenden Zustande des Harrens und der Ungewißheit befreyen? – Die Feinde werden nicht den Anfang machen; es sind Pfaffenknechte! Aber wir, edle, freye Ritter! Und lassen uns Mondenlang von solchem Gesindel einschließen! Und wagen nicht einmal, uns ihnen zu zeigen!

Der Burggraf blieb ruhig bey diesen Vorwürfen. Wir dürfen, antwortete er, nicht wagen und nicht kämpfen. Wir müssen die Elemente für uns kämpfen lassen; der Winter ist nahe, jede Nacht wird kälter. Wir sind in warmen Häusern, und können ihn erwarten; aber unsere Feinde, ohne Obdach, im Felde und in

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_236.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)