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Mit diesem mächtigen Bundesgenossen und mit seiner eigenen bedeutenden Macht rückte der Bischof von Münster noch im Herbste des Jahrs 1375 vor Stromberg. Wie wenig der Schrecken einer Reichsacht auf die Freunde und Untergebenen des Burggrafen wirkte, hatte er erfahren; er that daher, um außer den genannten auch noch einen ferneren Bundesgenossen zu haben, gleichzeitig mit seinem Auszuge aus Münster den Burggrafen, als einen Kirchenschänder und Klosterräuber feyerlich in den Bann, und sagte eben so alle die von der Gemeinschaft mit der Kirche los, die es noch länger mit ihm halten würden. – Allein auch dieß machte auf die treuen Stromberger keinen Eindruck.

Der Burggraf, mit dem der Graf Otto mit seiner ganzen Macht sich schon vereinigt hatte, sah seine Feinde mit einer Ruhe ankommen, die, wenn sie auch ungewiß ließ, ob sie von einem Vertrauen auf eine höhere Macht, oder von einer resignirter Unterwerfung herrühre, doch auf jeden Fall davon zeugte, daß er in seinem Innern mit sich selbst einig sey. Mochte der Graf von Tecklenburg, als man die Massen sich um Stromberg lagern sah, gegen welche das Heer des Burggrafen nur ein Häuflein war, das sie erdrücken konnten, auch bedenklich werden, mochte des alten Oer Bedenklichkeit fast an Angst grenzen und mochte Bömmelingen auch wüthen, der Burggraf blieb besonnen und gelassen, und keine Spur irgend einer Gemüthsbewegung oder in ihm zehrenden Leidenschaft war an ihm zu entdecken. Mit der größten Ruhe traf er seine Anstalten zur Vertheidigung, und war dann auf alles gefaßt.

Angriffsweise durfte er jetzt nicht zu Werke gehen; er mußte sein ganzes Augenmerk darauf richten, sich

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_234.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)