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verdoppelten Kräfte gegen den Burggrafen zu vollstrecken. Wie wenig er für sich allein gegen diesen kräftigen und unternehmenden Feind vermochte, hatte er zu seinem argen Schaden und bitteren Verdrusse eingesehen; er war daher darauf bedacht, zu der neuen Fehde sich Bundesgenossen zu erwerben. Zuerst wandte er sich an den Grafen Engelbert von der Mark, der vermöge seines Amts, als Marschall von Westphalen, verbunden war, in dieser ihm vom Reiche aufgetragenen Exekution ihm beyzustehen, und den er daher, nach erreichtem Zwecke, mit einer geringen Entschädigung abzuspeisen hoffte. Allein Engelbert, wenn er sich auch seiner Verpflichtung nicht ganz entziehen konnte, zeigte dabey doch so wenig Eifer, daß der Bischof sich endlich gezwungen sah, andere Hülfe in Anspruch zu nehmen, von der er mehr Kraft und Thätigkeit erwarten konnte. Diese fand er auch bey den Bischöfen zu Osnabrück und Paderborn. Der Erste von diesen, Diederich von Horn, ein frommer Mann, war gleich zum Beystande bereit, nachdem Florenz die Fehde ihm als eine Sache der durch den Burggrafen auf das schwerste beleidigten Kirche geschildert hatte, und nahm mit dem Versprechen einer geringen Entschädigung vorlieb. Heinrich Spiegel aber, Bischof zu Paderborn, ein Mann, der mehr den Krieg als den Chorrock liebte, und der daher der erste Bischof in Westphalen war, welcher zur Ausübung seiner geistlichen Amtsgeschäfte sich einen Weihbischof hielt, konnte nicht so wohlfeilen Kaufs gewonnen werden, und ließ sich vor seinem Beytritte, als Antheil an der Beute, das schöne Amt Delbrück versprechen, das in sein Bisthum weit hineinreichte und ihm daher doppelt gelegen war.

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_233.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)