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erst da wagte es ein freudiges Gefühl, sich unter die schmerzlichen seines Innern zu mischen. –

Die Fehde schien in der That beendigt zu seyn. Tage und Wochen vergingen, ohne daß der Stromberg beunruhigt wurde, oder daß ein Feind sich in seiner Nähe sehen ließ, oder daß man auch nur von Rüstungen oder Vorbereitungen des Bischofs zu einem neuen Kampfe etwas vernommen hätte. Allgemein war man geneigt, diese Ruhe den Bemühungen des Grafen von Tecklenburg in Lübeck zuzuschreiben; selbst der Burggraf gab sich gern dieser Hoffnung hin, obgleich er von seinem Freunde noch nicht die geringste Nachricht bekommen hatte, und schon war er manchmal im Begriff, seine Vasallen und ihre Leute wieder zu entlassen und sich blos auf einen Vertheidigungszustand seiner Bürger einzuschränken. Indeß unterblieb dieß auf Anrathen des vorsichtigen Oer, der in der herrschenden Ruhe nur immer eine schwüle Gewitterstille sehen wollte.

Ein sorgloseres und fröhlicheres Leben griff jedoch unterdeß auf dem Stromberge um sich. Spiele und Bankete füllten alle Tage, Frohsinn und Heiterkeit alle Herzen, am meisten die der beyden Liebenden, die mit dem Tage der Aufhebung der kayserlichen Acht ihrer völligen Verbindung entgegen sehen durften. Nur der Burggraf blieb trübe und nachdenklich, und sein Blick finster. Am unzufriedensten aber war Bömmelingen; das ruhige, unthätige Leben auf der Burg konnte ihm unmöglich gefallen. Er zog daher jeden Tag mit einem auserlesenen Haufen seiner gewohnten Beschäftigung, der Wegelagerung nach; allein kein Fremder ließ sich auf dem Strombergischen Gebiete oder an dessen Grenzen sehen; die Nachricht, daß ein

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_226.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)