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Burggraf, ebenfalls den Muth der Geschlagenen ehrend, trat freudig der Meinung seines edlen Schwiegersohnes bey.

So hatte wirklich schon der erste Tag eine Fehde entschieden, die aller Wahrscheinlichkeit nach von langer Dauer hätte seyn müssen; denn daß der Bischof mit seinem muthlosen und zum größten Theile aufgeriebenen Heere nicht rückkehren und Belagerung oder Feldschlacht zum zweytenmale nicht wagen könne, war unzweifelhaft; und bevor er vom Kayser zur Unterstützung in Vollstreckung von dessen Befehlen andere Hülfe bekommen konnte, ehe mußte, das durfte der Burggraf hoffen, der Tecklenburger seinen Zweck erreicht und die Aufhebung der Acht bewirkt haben.

Dennoch überschaute der Burggraf von Stromberg mit tiefsinnigem und trübem Blicke die Wahlstatt, auf der er Sieger geblieben war; nur rein menschliche Gefühle schienen sich schmerzlich in seiner Brust zu regen, wenn er die vielen Erschlagenen, Verkrüppelten und Verwundeten sah, die das Feld bedeckten; eine drohende Stimme schien ihm zuzurufen: Sie sind um Deinetwillen erschlagen, um Deiner Verbrechen willen. Er schauderte unwillkürlich zusammen, als Bömmelingen jauchzend die große Anzahl der getödteten und zum Tode verwundeten Feinde ihm meldete, und schnell, indem er dem alten Oer die Vorsorge für die Verwundeten übertrug, befahl er die Rückkehr zur Burg. Erst als er hier die Freude sah, mit der die entgegenspringende Tochter sich erst ihm und dann lange und mit lauten Thränen dem Bräutigam in die Arme warf und dem Himmel für die Errettung Beyder dankte,

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_225.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)