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überlegenen Haufen gefochten, der seinem Glanze und seinem Muthe nach, aus der Blüthe des Münsterschen Adels zu bestehen schien. Manches Opfer hatte den Tod auf beyden Seiten verschlungen, aber Niemand wich. Da wandte auf einmal Morrian sein Pferd, rief den Seinigen zu: Mir nach! und stürzte auf ein seitwärts befindliches einzelnes Gebüsch zu. Sein scharfes Auge hatte in diesem geistliche Kleidung entdeckt, und seine Ahnung ihn nicht betrogen. Noch ehe die über die plötzliche, unbegreifliche Flucht eines so ausgezeichnet tapferen Feindes im höchsten Grade erstaunten Münsterschen, Anstalten zum Verfolgen machten, waren Morrian und die Seinigen, mit Blitzesschnelle in das Gebüsch gedrungen, den darin sich sicher wähnender Bischof schon zum Gefangenen gemacht, und kehrten im Triumpfe jetzt mit ihm in die Reihen der Ihrigen zurück.

Der Bischof ist gefangen! erscholl es augenblicklich in beyden Heeren, und verbreitete Freude in dem Einen, und Schrecken in dem Anderen. Zwar machten die angeführten Münsterschen Edelleute sich pfeilschnell auf, und schnitten dem jungen Morrian den Weg ab, ehe er die Seinigen noch erreichen konnte; auch gelang es dem angstvollen Bischof glücklich, während des Gefechts, das jetzt mit entsetzlicher Wuth sich um seine Person entspann, diese durch kluge Flucht in Sicherheit zu bringen. Allein die Nachricht seiner Gefangnehmung[WS 1] hatte doch einmal sein ganzes Heer durchdrungen, und wenn auch nicht Aller, doch der Meisten Muth und Ausdauer gelähmt. Schaarenweise sah man Münstersche Reuterey und Fußvolk die Flucht ergreifen und in den Gebüschen sich zerstreuen; und die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gefannehmung
Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_222.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)