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Stromberg vielleicht unbesetzt wähne, und daher, wenn er ihnen auch an Machte überlegen, auf einen solchen Empfang doch unvorbereitet sey, zu Felde zu führen, um so mit Einem kräftigen Schlage dieser Fehde ein Ende zu machen.

Der Burggraf konnte ihnen nicht widerstehen, und mit einem lauten Jubel wurde sein Befehl zum sofortigen Aufbruche aufgenommen. In Zeit von einer halben Stunde zog das ganze Heer kampffertig und kampflustig aus der Burg, der blutigen Stunde entgegen. Der Ritter Morrian war der Letzte, der die Mauern der Burg verließ, der Abschied von seiner geliebten Sophia, die Thränen, die sie in banger Ahnung an seiner Eisenbrust vergoß, hatten ihn abgehalten; allein der Erste war er, als nach kurzem beyde Heere feindlich aneinander geriethen. Vater! rief er mit aufflammendem Muthe, als der Burggraf ihm die Anführung der Reuter übertrug. Heute, mein Vater, verdiene ich Deine Tochter! Nur als Sieger siehst Du mich wieder!

Er hielt Wort. Mit rasender Wuth stürzte er der Reutermasse des Feindes entgegen, während der Burggraf sich an die Spitze des Fußvolks stellte und dieses zum langsameren, aber desto hartnäckigeren Kampfe führte. Die Münsterschen hatten ihren Feind nicht so vorbereitet und kampffertig vermuthet. Ueberraschung und Müdigkeit von dem beschwerlichen Nachtmarsche trugen daher dazu bey, daß sie die heranstürmenden Stromberger nicht mit dem Muthe und dem Feuer empfingen, welches Rache für vergossenes Mitbürgerblut und glänzende Versprechungen des Bischofs in ihnen entzündet hatten. Sie kamen sogar fast in

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_220.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)