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Zu Deinem Herrn, dem Burggrafen von Stromberg! antwortete eine tiefe, dumpfe Stimme. Wer ich bin, kann Euch gleichgültig seyn!

Und Du kennst doch uns? fragte Bömmelingen.

Ey, erwiderte der Fremde höhnisch, fallen dann, jetzt im tiefen Landfrieden, noch andere, als Straßenräuber und Stromberger über den wehrlosen Reisenden her? Daß Ihr zu den ersteren nicht gehöret, sieht man leicht. Und zu dem, wer sollte Dich, Ritter Bömmelingen nicht kennen? Den Ritter vom Galgen, wie Stadt und Land Dich nennt?

Hund! knirschte Bömmelingen, und hieb mit seinem Schwerte nach dem Wehrlosen. Aber Oer fing mit seinem Schilde den Hieb auf. Laßt ihn! sprach er zu Bömmelingen, er ist auf ritterliche Art in Gefangenschaft gekommen. Unsere Ehre hängt an seinem Leben.

Aber der Gereitzte lachte wild. Reißt ihm den Helm ab! befahl er seinen Knechten, und dann macht ihn um seinen Kopf kürzer!

Niemand rühre ihn an! sprach Oer mit ruhiger, aber streng befehlender Stimme, und stellte sich vor den Gefangenen. Die Knechte standen unentschlossen. Selbst Bömmelingen schien zu schwanken und mit sich selbst zu kämpfen. Mag er laufen! sagte er nach einer Weile; das Burgverließ auf dem Stromberge ist auch kein Paradies; aber eine Hölle, guter Freund! setzte er höhnisch lachend hinzu, indem er den Gefangenen auf die Schulter klopfte.

Dieser, dessen rechter Arm durch einen schweren Hieb, den er darauf bekommen, gelähmt war, wurde jetzt durch Oers Fürsorge auf ein Pferd gehoben

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_213.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)