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Wer will auch einem ehr- und rechtlosen Menschen, dessen Haupt nicht mehr werth ist, als das eines jeden Mörders und Diebes, sein Wohl und sein Leben opfern, ohne daß man dafür anderen Dank einärndten kann, als selbst ehr- und rechtlos zu werden, wie jener auch!

Oer sah ihn mit einem scharfen, verachtenden Blicke an; Bömmelingen hielt ihn aus, würde dann auf einmal sehr ernst, und indem er Oers Hand drückte, sagte er mit veränderter Stimme und verändertem Wesen: Wir Beyde wanken nicht, alter Freund! Verzeihet mir meine Sprache von eben. Es steigt zuweilen ein bitterer Hohn gegen das ganze Menschengeschlecht in mir auf, den ich alsdann unmöglich unterdrücken kann. So gings mir auch eben. Aber für den Burggrafen lasse ich mein Leben wie Ihr.

Oer gab ihm seine Hand, aber ohne den Händedruck zu erwidern. Ich weiß es, sagte er nach einer Pause mit warmem Tone, Ihr seyd ein tapfrer Ritter, und dem Burggrafen treu, und er hält auch viel auf Euch; aber. –

Aber? fragte Bömmelingen den Stockenden.

Oer bedachte sich einen Augenblick. Aber er liebt Euch nicht, sagte er dann schnell, wie Ihr ihn nicht liebt.

Bömmelingen antwortete nicht, in sein erdfahles Gesicht stieg eine dunkle Röthe, von der man nicht wußte, ob man sie der aufgehenden Morgenröthe oder einem heftigen Gefühle seines Innern zuschreiben solle.

Sie kommen! rief auf einmal die Stimme des langen Theodorus, der mitten zwischen ihnen stand, ohne daß sie ihn hatten ankommen sehen, und der jetzt

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_211.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)