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dieselbe Stimme; es scheint mir nicht richtig hier im Gebüsche!

Da sprengte rasch der Ritter Bömmelingen hinter seinem Baume hervor und lachte laut auf, daß seine Gefährten, die ihm folgen wollten, vor Verwunderung nicht wußten, was sie thun sollten. Bömmelingen aber ritt geradezu auf den fremden Haufen los, und rief, als er bey diesem ankam, mit lachender Stimme: Es ist hier richtig genug, alter Albert! Laßt nur ruhig Eure Schwerter stecken, Ihr trefft hier gute Freunde. Aber wo kommt Ihr denn in der finsteren Nacht her?

Der Ritter Albert von Oer schien nicht sehr erfreut, als er Bömmelingen erkannte. Wir kommen von Krassenstein, sagte er kalt und kurz, wohin der Burggraf uns vorgestern geschickt hat, um das Schloß in festen Stand zu setzen.

Und Ihr habt es wohl recht fest gemacht? fragte Bömmelingen.

Ich kenne meine Pflicht! antwortete Oer noch kürzer.

Das ist brav! erwiderte in spöttischem Tone und mit einem stechenden Blicke Bömmelingen: Sehr brav! denn die Tage kommen, wo der Burggraf Männer von Muth und Treue nöthig hat.

Solch ein Achtbrief, den, wie alles Land sagt, der fromme Bischof von Münster gegen ihn in der Tasche hat, ist ein fatales Ding, das schon manche Treue wankend machen kann.

In Westphalen kennt man keine wankende Treue! fiel Oer ruhig ein.

Und doch, fuhr jener fort; habe ich die felsenfeste Treue durch einen Achtbrief schon erschüttert gesehen.

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_210.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)