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Wie viele? fragte Bömmelingen kurz.

An zwanzig! war die Antwort.

Und sonst?

Alles leer! entgegnete der Knappe, kein Roß und kein Mann und kein Geräusch auf drey Stunden die Runde.

Bleibe dort! rief der Ritter; ich bin gleich bey Dir; vor Sonnenaufgang müssen wir sie haben.

Er stieg rasch den Thurm herunter, verbot dem Thurmwart und der Schildwache, Gewach zu machen, ging in die Ställe, wo die Reisigen schliefen, weckte zwanzig Mann von diesen, befahl ihnen, leise ihre gesattelten Pferde herauszuziehen, zog dann sein eigenes schwarzes Roß ebenfalls hervor, saß in einer Minute auf und ritt an der Spitze eines kecken Zuges langsam zum Burgthore hinaus. Draußen sprach er noch einige leise Worte mit seinem langen Knappen; dann wandte er sich an seine Reisigen zurück und rief: Haltet Euch brav, Stromberger, und hauet frisch drein; wenn mich nicht alles trügt, so werden wir einen guten Fang machen. Voran! rief er dann, und während Theodorus mit seltsamen Sprüngen vor ihnen herlief setzte sich der ganze Zug in schlankem Trabe in Bewegung; die schlafenden Krieger, die um die Burg lagerten, wurden durch das Geräusch wach, allein ehe sie aufblicken konnten, war schon alles aus ihrem Gesichtskreise verschwunden.

Sie waren noch nicht gar lange so geritten, als sie nicht weit von sich Pferdegetrappel vernahmen, das ihnen entgegen zu kommmen schien. Der Ritter ließ seine Leute anhalten. Da sind sie! sprach er leise zu ihnen; sie kommen geschwind, um sich den Tod zu

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_208.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)