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Der Burggraf unterbrach zuletzt das Schweigen; er forderte seine Tochter auf, ihm nochmals die Geschichte ihrer Reise zu erzählen, eine Geschichte, die sie ihm in den paar Tagen ihrer Rückkehr schon mehrere Male hatte wiederholen müssen. Als Grund der jetzigen Wiederholung gab er an, daß sein Freund, der Ritter Morian, noch nicht vollständig davon unterrichtet sey.

Die Gräfin gehorchte, ohne Widerstreben, obgleich ihr Erröthen bewies, daß sie es ganz gerne nicht that. Sie erzählte daher auch nur kurz und flüchtig.

Vor ungefähr drey Wochen war der Münstersche Domscholaster, Heidenreich Wulf genannt von Lüdinghausen, ein frommer, gottesfürchtiger und gutmüthiger Mann, nach Stromberg gekommen. Dieser, den der Burggraf schon früher als er noch Pastor in Herzfeld, in der Nähe von Stromberg war, gekannt und oft besucht hatte, hatte dem Burggrafen vorgestellt, wie er durch seine Ueberfälle und Beraubungen wehrloser Kaufleute, durch seine Gefährdung der Landstraßen und durch sein Auflehnen wider jeden Landfrieden, sich den Haß nicht blos des Bischofs von Münster, sondern auch aller geistlichen und weltlichen Herrn Westphalens zugezogen habe. Er hatte ihn daher gebeten, von solchem, Gott mißfälligen Lebenswandel abzustehen, und fortan friedlich und ruhig zu leben wie es einem so edlen Reichsfürsten zustehe.

Der Burggraf hingegen hatte ihm erklärt, wie er, da die benachbarten Münsterschen und Osnabrückischen Kaufleute, von ihren Bischöfen hierin unterstützt, ihm ungerechter und unbilliger Weise den Zoll verweigerten, den er, als Fürst, der sein Land nur von Kayser

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_189.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)