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Der Burggraf wandte sich an Zurmühlen. Sind das Eure Gefährten? fragte er.

Ja, Herr Burggraf! antwortete dieser.

Ihr seyd frey, ohne Lösegeld! sagte jener darauf zu den Gefangenen, und könnt ruhig Eure Reise fortsetzen, wenn Ihr nicht vorzieht, auf meiner Burg Euer Nachtquartier zu nehmen, wozu ich Euch hiemit höflich einlade!

Der kleine Rathsherr, der vor Angst seinen Vetter Zurmühlen noch nicht gesehen hatte, wußte nicht, wie ihm geschah. Er starrte sprachlos den Burggrafen an, und seine schmalen Lippen hingen lang herunter. Doch hatte er noch so viel Besonnenheit, die Einladung anzunehmen. Wir danken untertänigst! antwortete er, und stieß die Worte heftig, wie mit innerem Entsetzen hervor. Wir sind einfältige Bürgersleute, und wollen lieber unsere Reise fortsetzen, die eilig ist.

Und Ihr, Zurmühlen? fragte der Burggraf diesem.

Da blickte, bey dem Namen, der Rathsherr noch verwunderter auf, sah seinen Vetter, und rief voll Erstaunen: Wie kommt Ihr hieher, Freund Zurmühlen? – Und die Fremde Dame ist auch da? – Ich dachte Euch längst in Langenberg, und beneidete Euch tausendmal. Ach, es war ein gefährliches Amt, das Ihr mir da aufbürdetet. Solche Räuber, Ritter wollte ich sagen, haben doch Muth, wenn sie auch das Andere nicht haben; Ihr wißt wohl, was! Wir haben einen heftigen Strauß mit ihnen gehabt, an den ich mein Lebenlang denken werde. Plötzlich, wie ein Blitz, überfielen sie uns, rannten mit ihren langen Lanzen auf uns ein, schlugen mit ihren Schwertern auf uns los,

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_185.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)