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hätte. O Gott! fuhr sie fort, Ihr steht doch nicht mit ihm in Verbindung? Ihr liefert mich ihm doch nicht aus?

Fräulein! antwortete der alte Zurmühlen ihr mit Würden. Fräulein, denn Eure Gestalt und Euer Wesen scheinen mich zu berechtigen, Euch diesen Namen zu geben! Eure Fragen verzeihe ich Eurer Furcht. Wir haben keine Gemeinschaft mit Räubern, am allerwenigsten mit Dirnenräubern. Wir sind friedliche Kaufleute aus Münster; Ihr seyd sicher unter uns, denn wir glauben auch gegen Angriffe Euch vertheidigen zu können. Und wohin Ihr verlangt, bringen wir Euch, wenn Euer Weg nicht gar zu weit von dem unsrigen abgeht!

Die Dame war zwar, als sie jetzt erfuhr, in welcher Gesellschaft sie sich befand, einen Augenblick sichtbar betroffen, doch faßte sie sich schnell, und erwiderte dem Kaufherrn verbindlich: Euren Schutz nehme ich mit dem lebhaftesten Danke an. Wenn meine Fragen Euch beleidigt haben, so verzeihet mir. Die Verfolgung, der Fall vom Pferde, meine Angst haben noch jetzt meinen Sinn so verwirrt, daß ich meine, noch immer in einem ängstlichen Traume zu seyn. Wahrscheinlich habe ich auch Euch meine Errettung zu verdanken.

Allerdings, holdseliges Fräulein! rief schnell der kleine Rathsherr Crusemann. Ohne uns hätte der lange Räuber Euch längst von dannen geschleppt. Das war ein gefährlicher Kerl!

So gefährlich nun eben nicht! fiel mit angenommener Bescheidenheit, um sich bemerklich zu machen,

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_174.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)