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Ey was! entgegnete Zurmühlen, fast lachend. Wer wird denn gleich das schlimmste denken. Wir wissen noch nicht einmal, was es ist, was dort nahet. Und wenn es denn auch Räuber wären, und wenn sie uns sogar überwänden; Menschenfresser sind sie doch auch nicht, und ein gutes Lösegeld. –

Lösegeld? schrie Crusemann. Ich armer Mann, Lösegeld? –

Zurmühlen hörte nicht weiter auf ihn. Zu Rosse! rief er dem Zuge zu, der unterdeß aufgesprungen war und sich um ihn versammelt hatte. Mag es seyn, was es will, Vorsicht schadet nicht in diesen Zeiten, in denen man jeden Augenblick eines Ueberfalls gewärtig seyn muß. Sind es Räuber, so haltet Euch muthig und besonnen, außerdem seyd ruhig. Aus jeden Fall folgt meinem Befehle!

Er schwang sich auf sein Pferd und stellte sich mit jenem besonnenen Muthe, der den überwiegenden, kräftigen Charakter auszeichnet, an die Spitze des Zuges, um abzuwarten, welch gefährliches oder nicht gefährliches Abentheuer sich darbieten werde.

Der ganze Haufen, sowohl Kaufleute, als Reisige hatten sich auf ihre Rosse geworfen und standen erwartungsvoll, aber auch großentheils angstvoll, wie das Abentheuer sich entwickeln werde. Der junge Herr Johannes Zurmühlen schlug dabey kräftig an sein Schwert und spornte sein Roß, daß es voran solle an die Seite seines Vaters, hielt es aber zugleich so kurz im Zügel, daß das Thier zurückgehen mußte, und so in den Hintertheil des Zuges kam; der Rathsherr Crusemann machte nicht so viele Umstände; ohne alles Geräusch ritt er ganz in den Hintergrund, und erwartete hier,

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_169.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)