Seite:Westphälische Sagen und Geschichten 166.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bedeckung bey uns. Jene vierzig Reisige können schon einen Anfall abwehren, besonders, wenn wir durch unser Beyspiel von Ruhe und Entschlossenheit ihren Muth anfeuern.

Ach Gott, wenn! rief ängstlich der Herr Crusemann.

Zurmühlen aber sprach entschieden: Keine Umstände weiter! und befahl dem ganzen Zuge, an dem Platze, zu dem sie unterdeß gelangt waren, abzusteigen, und Mittagsmahl und Mittagsruhe zu halten. Er selbst war der Erste, der von seinem Rosse sprang, es im Grase weiden ließ, und sich dann an den schattigen Rand des Baches lagerte. Alle folgten bald seinem Beyspiele.

Zur Vorsicht wurden Wachen ausgestellt, die das geringste Geräusch melden mußten; dann labte man sich an dem Mitgebrachten, und war froh und guter Dinge. Nur Crusemann saß ängstlich und verzagt, und wundersam war es anzusehen, wie seine Augen mit unbegreiflicher Beweglichkeit bald angstvoll in die Gebüsche starrten, bald sein weidendes Roß trafen, dann wieder lüstern auf die Speisen zu seinen Füßen, dann wieder forschend in die Augen seiner Begleiter blickten. Dabey hatte er aber in sofern vorhin die Unwahrheit gesagt, als Essen und Trinken ihm recht gut schmeckten, ob er gleich noch immer unaufhörlich das Gegentheil versicherte.

Die Mittagsruhe der Reisenden wurde übrigens durch nichts gestört, und selbst Crusemann fing daher an, muthiger zu werden, als er den ganzen Tag über gewesen war.

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_166.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)