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den beyden Klöstern Clarholz und Herzebrock erhebt. Ihre Absicht war, bis zu dem Kloster Herzebrock durchzureiten, und dort in der Herberge Mittagsruhe zu halten, worauf sie dann, wenn sie gut ritten, mit der Abendsonne noch Lippstadt zu erreichen hofften. Allein als sie eben an dem Kloster Clarholz vorbeigeritten waren, bemerkten sie, daß ihren Pferden, von Durst, Sonnenhitze und Müdigkeit gequält, der Weg anfing beschwerlich zu werden. Dieß, und eigene Müdigkeit und ein stilles angenehmes Plätzchen, das sie abseits der Landstraße in dem Walde entdeckten, bewog sie, hier unter dem kühlenden Schatten der Bäume und an dem Ufer eines frischen, klaren Baches Halt zu machen, und, da sie mit Proviant versehen waren, ihre Mittagsruhe zu halten.

Der Herr Andreas machte zuerst den Vorschlag dazu, der von allen Seiten mit Freuden aufgenommen wurde. Nur der ängstliche Crusemann widersetzte sich. Sein bewegliches Auge stand einen Moment vor Angst still, und mit fast jammernder Stimme bat er, von diesem gefährlichen Vorhaben abzustehen, und schnell weiter zu reiten zu der sicheren Herberge in Herzebrock.

Bedenkt, ihr theueren Herren! rief er; Hier, mitten in dem großen, wilden Forste, in der Nähe des gefährlichsten aller Raubritter, von denen je die Geschichte erzählt hat! Kein Bissen würde mir hier schmecken! Keinen Tropfen würde ich vor Angst herunterbringen.

Seine Begleiter suchten ihm mit ruhigen Worten seine Angst abzureden. Der junge Johannes Zurmühlen aber lachte laut auf. Laß ihn kommen, den Raubritter! rief er, keck an sein Schwert schlagend. Dieses

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_164.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)