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mit seinem Marienbilde nach Soest, um daselbst das Mitleid frommer Leute in Anspruch zu nehmen. Vorher ging er aber daselbst in die Kirche des heiligen Stephanus und las allda eine Messe, und bat die heilige Muttergottes, ihm sein Unternehmen gelingen zu lassen. Kaum trat er dann aber wieder aus der Kirche, so kamen ihm schon seine Gläubiger entgegen, die ihn hatten hinein gehen sehen, und forderten ihr Geld von ihm, und droheten ihm, ihn in Banden zu werfen, wenn er nicht sofort bezahle. Darüber gerieth Menrikus in große Angst und Verlegenheit. Doch in demselben Augenblicke nahete sich ihm eine Frauensperson, die ihn fragte, wer er sey und ob er von dem neu angelegten Kloster Vründenberg komme? – Dieser antwortete daß er Menrikus hieße, und von einem neuen Kloster herkomme, aber den Namen Vründenberg habe dasselbe nicht. Da sagte die Frau: Du bist der Mann, den ich suche, und zu Deinem Kloster ziele ich, denn dasselbe wird zuwege bringen, daß Alle, die es künftig besuchen, zu Freunden Gottes werden. Nimm mich daher zu allererst darin auf. Dabey streckte sie ihre Hand aus; darin waren gerade vierzig Mark; die gab sie dem Menrikus, der sie sofort den Gläubigern bezahlte, und nun entschied, daß sein Kloster fortan wirklich Vründenberg heißen solle, woraus späterhin der Name Fröndenberg entstanden ist.

Menrikus stand noch lange Jahre dem Kloster treu vor, und starb endlich sanft und selig. Er wurde neben seinem Bruder Bertoldus begraben, und sind sowohl bey seiner Beerdigung, als an seinem Grabe viele Wunder geschehen.

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_158.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)