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Abergläubische Gebräuche.


I.


Gebräuche bei Leichen.


In vielen Orten an der Ruhr und an der Lenne, besonders unter den Bauern, hat man den Gebrauch, wenn Jemand im Hause stirbt, sofort alles Lebendige im Hause und auf dem Hofe aufzuwecken, sogar das Vieh in den Ställen; weil der Glaube herrscht, was nicht geweckt werde, müsse in einen Todtenschlaf fallen.

Auch muß man sich ja hüten, dem Todten etwas mit in den Sarg zu geben, woran der Schweiß eines Lebenden klebt, z. B. ein Tuch, oder auch nur ein Stückchen Leinewand; indem sonst der Todte zuerst den Schweiß und zuletzt alles Blut und alle Kräfte des Lebenden in sich zieht und aufzehrt, und dieser ihm alsbald in das Grab nachfolgen muß.




II.


Das Todtenansagen.


An der Lenne, unweit der Chaussee zwischen Hagen und Iserlohn liegt ein kleines Dörfchen, Namens Genna. In diesem herrscht seit uralten Zeiten folgender merkwürdige Gebrauch: Sobald Jemand im Hause

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2019)