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mich ein paar Worte mit ihm sprechen! Dieß wurde ihm erlaubt, und er sprach leise mit dem rothen Reuter, welcher nicht sein Onkel, sondern der Teufel war. Auf einmal rief dieser laut: Mein Vetter ist unschuldig, und der Wirth hat meinen Vetter bestohlen! Der Wirth aber schrie: Das sind Lügen, der Bote hat mich bestohlen! Da trat der Satan vor ihn, fragend: Soll Dich der Teufel holen, wenn Du lügst? Und als er keck: Ja! antwortete, nahm ihn der Rothmantel flugs beim Kragen und führte ihn mit sich davon durch die Lüfte. Da erkannten Alle, daß der Bote unschuldig war, und er wurde freygesprochen; auch erhielt er sein Geld wieder, welches man noch im Hause des Wirthes fand!

(Mündlich. Vgl. auch Grimas deutsche Sagen.)


XVIII.


Die weiße Jungfrau.


Jede Nacht, so wie die Glocke eilf Uhr geschlagen hat, sieht man in dem Dorfe Elsey in der Grafschaft Limburg eine schneeweiß gekleidete Jungfrau. Dieselbe kommt oben von der Rheerheide, da wo der Galgen steht, geht dann durch das Henkhäuser Feld bis in das Dorf Elsey, wo sie hinter der Kirche her auf den Stiftsplatz geht, bis an den auf diesem befindlichen Brunnen. Ueber diesen Brunnen bückt sie sich lange und blickt hinein; dann läßt sie auf einmal einen Eimer hinunter, tief in den Brunnen und in das Wasser

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)