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es aber die Angst der Leute sah, that es Niemandem etwas, sondern ging nach einer Weile ruhig wieder weiter.

(Mündlich.)


XVII.


Der Teufel als Oheim.


Ein Bote, der zwischen Schwerte und Hamm ging, gab einst, vor ungefähr dreyhundert Jahren, all sein Geld einem Wirthe in Verwahr. Dieser aber nahm es weg, legte dem Boten an Zinnenzeug, so viel in den Sack, als das Geld gewogen hatte, und klagte ihn noch dazu des Diebstahls an seinem Zinne an. Der Bote wurde darauf zum Tode verurtheilt. Als er nun am Tage vor der Hinrichtung in seinem Gefängnisse saß, klopfte der Böse an, und versprach, ihn zu befreyen, wenn er sich ihm verschreiben wolle; aber der Bote wollte lieber unschuldig sterben, als das thun. Da sprach der Teufel: Ich sehe, daß Du ein ehrlicher Gesell bist, und ich will Dich befreyen, auch ohne daß Du Dich mir zu eigen geben sollst; bekomme ich doch den Anderen! Er sagte ihm, wie er ihm helfen wolle, und belehrte ihn, was er zu thun habe.

Am anderen Tage wurde der Bote zum Galgen geführt; er stand schon mitten auf der Leiter, da drehete er sich um, und sah von weitem einen Reuter in einem scharlachrothen Mantel ankommen. Mein Onkel kommt da! sagte der Bote, wie ihm vorgeschrieben war, lasset

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)