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einritt, sah er Otto den Schutz, erkannte denselben, und trat ihm mit Neigen, und sonst, als seinem Erbherrn gebührlicher Reverenz entgegen. Dieses sah der Herzog aus einem Fenster, und wunderte sich, warum Homberg sich gegen Otto Schutz also ehrerbietig erzeigte, fragte deswegen ihn in geheim, ob ihm Otto Schutz bekannt wäre, und wie es um ihn eine Gelegenheit hätte. Homberg stellte sich auf Otto’s Begehren, der ihm verboten, solche Reverenz hinfort des Orts nicht zu erzeigen, als wüßte er nichts mehr von Otto’n, denn daß er von guter Abkunft und ein ehrlicher Gesell wäre; womit aber der Herzog nicht zufrieden seyn wollte, da er sich wohl dünken ließ, daß etwas mehr dahinter stecken müßte. Er hielt deswegen bey Hombergen an, bis er ihm alle Gelegenheit berichtete, wer er wäre, und daß er nicht mehr als Einen Bruder gehabt, welcher ohne Erben gestorben, und der Vater, sehr alt, nicht anders wüßte, denn sein anderer Sohn Otto wäre auch längst todt, da er in vielen Jahren nichts von ihm vernommen, noch erfahren konnte; hätte ihn zum Studium nach Paris geschickt, dazu Otto keine Lust gehabt, darüber aber hinweggekommen und verloren worden. Derowegen der alte Landgraf Heinrich, sein Vater, bedacht, das Land Hessen seiner Tochter Mann, dem Herzoge zu Braunschweig zu vermachen, darüber das Land in großer Trauer stände, da sie alle ein Mißfallen und Abscheu gegen den Braunschweiger hätten, ständen also alles Erbe auf Otto Schutz, und lobte den daneben.

Als der Herzog solches gehört, da gab er dem Otto seine Tochter zum Ehegemahle, welche sich beyde schon lange geliebt hatten. Und der edle Landgraf zu

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_108.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)