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VI.


Otto Schütz[WS 1].

Im Jahre 1326 nahm Landgraf Heinrich von Hessen zur Ehe Fräulein Elisabeth, Markgrafen Friederich zu Meissen, des Freudigen, Tochter; mit derselben zeugete er zwei Söhne und eine Tochter. Dem älteren Sohne Heinrich beschied er das Land nach ihm zu besitzen, den Anderen, Otto, schickte er nach Paris, da sollte er studiren, und darnach geistlich werden. – Nun hatte dieser junge Herr Landgraf Otto zur Geistlichkeit keine Lust, kaufte sich deswegen zwei gute Rosse, einen guten Harnisch und eine starke Armbrust, ritt also ohne Wissen seines Herrn Vaters an den Hof des Herzogs zu Cleve, und nannte sich Otto Schutz; begehrte daselbst Dienst, und weil er eine feine, starke, gerade Person war, nahm ihn der Herzog auf. Er hielt sich so redlich und wohl, daß ihn der Herzog vor Andern vorzog, und ihm, so wie Einem von Adel, vier Pferde hielt, und Jedermann war ihm günstig; es verschickte ihn auch der Herzog in vielen Sachen, die er sonst nicht Jedermann anvertrauete.

Dieses bestand also sieben Jahre, bis daß endlich ein hessischer Edelmann, Heinrich von Homberg genannt, eine Wallfahrt nach Aachen gelobet hatte, welcher in seiner Jugend auch an dem Hof des Herzogs zu Cleve gewesen, und auf dieser Fahrt seinen alten Herrn einmal besuchen wollte. Als er nun zu Cleve

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Otto Schutz; vergl. Otto der Schütz.
Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_107.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)