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der alte Ritter Gerhard von Vollmestein entlassen, und dem feurigen Jünglinge nur Besonnenheit und Vorsicht anempfohlen, damit er in seinen alten Tagen nicht durch den harten Schlag, seinen einzigen Sohn und Erben zu verlieren, getroffen werden, sondern die Freude haben möge, diesen einst wohlbehalten an seiner Seite zu sehen. Allein wenn gleich der Greis von dem gefürchteten harten Schlage nicht getroffen wurde, so sollte er doch auch nicht mehr die gehoffte Freude erleben[.] Zwar hörte er oft von heimkehrenden und herumziehenden Rittern des Guten, Edlen und Rühmlichen viel von seinem Sohne, wie dieser durch ächten Muth, und durch Adeligkeit und Ritterlichkeit sich überall auszeichne, die Freude aller Tapferen, der Tröster und Beschützer der Unterdrückten, und der Schrecken der Feigen und Bösewichter sey, wie ihn, mit vieler Feyerlichkeit Friederich, Herzog in Schwaben, zum Ritter geschlagen, und wie er die innigste Freundschaft und ein Bündniß auf Leben und Tod mit dem durch ganz Deutschland als ein Muster der Ritterlichkeit berühmten Markgrafen Diepolt von Vohburg geschlossen habe, und mit diesem am Rhein und in Frankreich umherziehe, und sich allenthalben Ruhm und Ehre erwerbe, sowohl im Turniere, als in der ernsten Fehde. Ueber welches Alles das väterliche Herz des Greises sich sehr erfreuete. Allein wiedersehen sollte er die Freude seines Alters nicht, denn an demselben Tage, als er die Nachricht erhielt, Gervin und Diepolt von Vohburg haben sich mit den Herren Friederichs von Schwaben und dessen Bruders Conrad von Franken vereinigt, um den Angriffen des Kaysers Lothar des Zweiten Einhalt thun zu helfen; an demselben Tage machte ein schleichendes

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 063. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_063.png&oldid=- (Version vom 12.1.2020)