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von einer Saujagd, die er auch im Leben geliebt hatte, und zuckte bey jedem Worte den Mund, als wenn, so wie er nur Feuer einschluckte, so auch nur Feuer aus seinem Munde käme.

Neben dem Bischofe saßen eine Menge Domherrn, Pröbste, Dechanten und Cantöre, denen es nicht besser erging, als ihrem Präses, und die Alle der Schneider, im Leben sehr gut gekannt hatte.

Ueberhaupt machte der Schneider bald die Bemerkung, daß, sowie der geistliche Stand an besonderen Tischen für sich allein saß, da die Ritter jedesmal Familienweise beysammen saßen. Auch war ihm das sehr verwunderlich, daß er gar keine Frauenzimmer in diesem Fegefeuer fand, sondern blos Herrn und ihre Knechte. Vergebens dachte er darüber nach, wo denn wohl die Weiber und Töchter der westphälischen Edelleute bleiben möchten. Denn daß diese entweder gleich in den Himmel, oder auch gleich in die Hölle kämen, konnte er sich nicht gut denken, und zu fragen hatte er keinen Muth. Uebrigens machte ihm diese Entdeckung keine geringe Freude, wenn er sie auf das Fegefeuer der westphälischen Schneidergilde bezog, und dabey an seine Elsabein dachte.

Nachdem der Schneider dieses Alles eine Zeitlang angesehen hatte, erhob sich nicht weit von ihm, an dem Tische, an dem die Seelen der edlen Herrn von Barecken sich mit Tafeln beschäftigten, im argen Zank und Streit. Es war nemlich in dem Augenblicke eine neue Seele angekommen, ein junges, nettes Herrchen, mit einem glatten, sogar halbgelehrten Gesichte. Dieser sah sich eine Zeitlang forschend in dem Gewölbe um, schritt dann, als er den Tisch der Edlen von

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_056.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)