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Dann kehrten sie, froh über die glücklich vollzogene Rache, in ihr Dorf zurück.

Aber wie erstaunten sie, als sie hier den Hick wohlbehalten mit seiner Heerde Schafe fanden! Die Hände schlugen die guten Leute über den Köpfen zusammen. Wir haben ihn doch jammern hören! sprachen sie untereinander, und wir haben doch vor unseren Augen die Tonne untersinken sehen! Sie konnten den Hick nicht genug fragen, wie er beim Leben geblieben, und wo und wie er an die Schafe gekommen sey?

Da stellte sich Hick treuherzig und berichtete ihnen: die Schafe habe er im Rheine gefunden; dort seyen Schafe genug, für ganz Lieberhausen: man müsse es nur recht anzufangen wissen, um sie zu bekommen.

Als das die Lieberhäuser hörten, vergaßen sie plötzlich allen ihren Groll, und baten Hick, er möge doch auch ihnen zu dem Besitze so herrlicher Heerden verhelfen. Dazu war Hick gern bereit, denn er wollte Rache nehmen dafür, daß sie ihn hatten umbringen wollen. Er forderte sie daher auf, mit ihm an den Rhein zu ziehen, wo er ihnen dann Schafe genug verschaffen wolle.

Ganz Lieberhausen wallfahrtete jetzt zum dritten Male zum Rheine, Hick mit seinen Schafen an der Spitze; Niemand, keine Seele, blieb in dem Dorfe zurück, jung und alt, Weiber und Kinder machten sich auf die Beine, denn jeder wollte Theil haben an der Herrlichkeit, die Hick ihnen versprach.

Hick that unterwegs sehr geheimnisvoll, und schwieg auf alle Fragen, welche die neugierigen und

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 044. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_044.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)