Seite:Westphälische Sagen und Geschichten 043.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die ihm daraus entgegentönten, und hörte noch einmal: Ich sall to Cöllen Bischop syn, und hävve keene Lust!

Guter Freund in der Tonne! rief er voller Erstaunen, ist das wahr, was Ihr da singet?

Sicher! antwortete Hick, dem schnell ein Licht der Hoffnung aufging.

Das dünkte dem Hirten unbegreiflich. Bischof von Cöln! Er kannte nichts Höheres und nichts Glänzenderes. Guter Freund in der Tonne! rief er noch einmal, und Ihr habt keine Lust? – Es ist nicht möglich!

Habt Ihr vielleicht Lust? fragte der listige Hick. Man kennt mich in Cöln nicht; wir können tauschen.

Da warf der Hirt einen fröhlichen Blick auf die vielen Häuser und Thürme der Stadt Cöln, die drüben vom Rhein her ihn so einladend anschaueten, und die nun sein werden sollten, und ohne sich länger zu bedenken, bot er dem Hick seine ganze Heerde zum Tausche gegen die Bischofsmütze an.

Wer war froher als Hick! Augenblicklich sagte er ja, forderte den Hirten auf, den Boden der Tonne loszuschlagen, sprang, als dieser das gethan, heraus, und ließ jenen wieder hinein. Dann schlug er schnell den Boden wieder zu, und trieb nun leicht und fröhlich mit seiner Heerde Schafe gen Lieberhausen zurück.

Bald nachher kamen die Lieberhäuser aus dem Wirthshause, voll des genossenen Biers und Brandteweins, und lärmend und jubelnd; mit wildem Geschrei naheten sie sich der Tonne, und wälzten sie, das Gejammer des armen Hirten übertönend, in den Rhein.

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)