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Deine Götter sind ohnmächtig! rief das Mädchen; es giebt nur Einen wahren Gott, und der beschützt seine Getreuen.

Die Götter sind furchtbar! wiederholte der Jüngling ängstlich. Verhöhne sie nicht. Hat ihr Zorn dich nicht schon schrecklich getroffen, und deine Eltern auch, weil ihr sie verlassen, und zu einem fremden Gott euch hingeneigt habt? O Christina, ihr waret so glücklich, so lange ihr den alten Göttern anhinget; und nur Unglück hat Euch verfolgt, seitdem ihr der neuen Lehre zugethan seyd. Das war der Zorn der Ewigen. Kehre zurück, ehe sie dich ganz verderben. Sey mein, laß uns glücklich seyn.

Er sprach mit liebevoller, inniger Stimme, und legte seinen Arm um den schlanken Leib der Geliebten, indem er sie sehnsüchtig und bittend ansah. Aber sie, schob ihn sanft zurück, und ihre Augen füllten sich mit Thränen. O warum mußt du so verblendet seyn! rief sie. Warum kann das reine Licht der wahren Gottheit nicht in deinen Busen dringen? Folge mir! Hermann, laß dich taufen, und ich bin dein.

Das kranke Gesicht des Jünglings glühete fieberhaft, seine Augen starrten finster brütend vor sich hin. Mein? rief er. Mein bist du doch! – Er sah sie mit einem verlangenden, aber noch unentschlossenem Blicke an

Christina erschrak heftig davor, sie zitterte. Herman, sagte sie. Wenn du mich liebst, so wirst du mich achten, meine Tugend, meine Unschuld ehren!

Der Jüngling starrte, noch immer mit sich kämpfend vor sich hin. Sey mein, Christina! sagte er noch

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 027. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_027.png&oldid=- (Version vom 9.9.2019)