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ihm nicht ferner! Ergieb dich ihm ohne Widerstreben, oder, bei den furchtbaren Göttern, ich werfe dich meinen gemeinsten Knechten vor, daß sie öffentlich zu ihrem Willen dich zwingen, und dann wie einen Hund, dich abschlachten. Ich schwöre es, Dirne, rief er lauter, und Wolf Lutz schwört nicht falsch.

Seine starke Stimme tönte furchtbar, in seinen Augen brannte ein drohendes Feuer. Christina lag sprachlos in seinem Arme. So trug er sie in das Gemach des Kranken. Der Jüngling lag blaß auf seinem weichen Lager und sog die wohlthätige Wärme der Sonnenstrahlen ein. Sein Auge glänzte, als wenn wehe und süße Erinnerungen, gleich zauberischen Bildern, vor sein inneres Auge träten; da hört er die Thüre seines Gemaches sich öffnen, er blickt auf und starrt die Erscheinung an, die sich ihm entgegenstellt, und dunkle Gluth überzieht sein fahles Gesicht, und hohes Feuer tritt in seine erstorbenen Augen.

Ist sie es, mein Söhnchen? rief Wolf Lutz zärtlich, mit seiner schönen Beute vor ihn tretend. Sie ist dein jetzt! Verfahre mit ihr nach deinem Gefallen, damit du genesen mögest. Hier übergebe ich sie dir. Sie wird dir nicht ferner widerstreben, denn mein Zorn würde sie furchtbar treffen.

Er legte sanft das zitternde Mädchen auf das Lager von weichen Fellen an die Seite des Jünglings und verließ schnell das Gemach.

Grabesstille herrschte nach seiner Entfernung in dem Zimmer. Verwirrt saß Hermann auf seinem Lager, dann hoch erröthend, mit frohem Feuer in den dunkeln Augen, dann wieder bleich werdend und trübe und mit erloschenem Blick; sein Athem ging schnell

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 024. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_024.png&oldid=- (Version vom 9.9.2019)