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gebietender Stimme, lasset ab von der reinen Jungfrau, ihr Unreinen! Ich befehle es euch im Namen des ewigen Gottes, vor dem eure Götzen nur Staub, ein Nichts sind!

Aber auch seinen Worten fehlte die Kraft eines Wunders, die Räuber blickten ihn wüthend an, am wüthendsten Wolf Lutz. Greift ihn, rief er, den Christenhund, und schlachtet ihn den Göttern!

Schnell sprangen drei der wildesten Gesellen aus dem Haufen vor, mit gezückten Schwertern, um den Befehl ihres Herrn zu vollziehen. Aber ruhig, wie im sichern Gefühle der Unverletzlichkeit, erwartete sie der Geistliche, und hielt ihnen schweigend das Cruzifix entgegen. Und wunderbar war es anzuschauen, wie den wilden Heiden plötzlich der Arm gelähmt war, und sie zitternd, mit angstvollen Gesichtern vor dem schwachen Greise standen.

Im Namen des Herrn, rief er noch einmal furchtlos, lasset ab von der Jungfrau? Aber Wolf Lutz, war schon mit ihr aus der Höhle hinaus, die Drei, die den Mönch hatten morden wollen, folgten ihm schnell; vergebens rief der Geistliche ihnen Bitten und Drohungen nach; in wenigen Augenblicken war der ganze Haufe mit dem Mädchen aus der Schlucht verschwunden.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als der Zug Lutzens auf die rothe Burg zurückkam, Wolf Lutz selbst hob die Jungfrau hier von dem Pferde, nahm sie auf seinen starken Arm, und trug sie zu dem Gemache seines kranken Sohnes. Dirne! sprach er unterwegs mit fürchterlicher Strenge zu ihr. Mein Knabe zehrt sich in unbändigem Verlangen nach dir auf. Widerstehe

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_023.png&oldid=- (Version vom 9.9.2019)