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Leiden zugesandt; verlassen haben sie uns dennoch nicht. Bald werden sie uns verklären, denn sie lieben ihre Diener, und sie werden uns Freuden und Gastmähler und Ruhe senden. Drum muthig, meine Gesellen.

Er ermahnte sie, sich durch zu kämpfen, und in einer wilden stürmischen Nacht brach er plötzlich mit ihnen auf, und entkam glücklich durch die Reihen der das Lager der Sachsen von allen Seiten einschließenden Franken. Er richtete seinen Weg zu den Gebirgen des südwestlichen Westphalens; in diesen undurchdringlichen Schluchten, wohin noch kein Franke gekommen war, wollte er sich verborgen halten, bis der Kaiser Karl das Sachsenland verlassen habe, um dann schnell wieder hervorzubrechen und die neue Lehre wieder zu verbannen, ihre Anhänger, die Verräther der Götter, zu bestrafen, und die angestammten Götter in ihre alten Rechte, in ihre Verehrung wieder einzusetzen. Mit einem furchtbaren Groll in seinem wilden, unverzagten Herzen, mit einem entsetzlichen Haß gegen alles, was Christ hieß, oder nur an christliche Religion erinnerte, kam er in den wilden Gebirgen des südlichen Westphalens an. Denn nicht nur ihn und seine Götter und sein Vaterland hatte ihre Religion beleidigt, auch sein Herz hatte sie zerrissen und ihm alles geraubt, was er mit Liebe umfing. Sein Weib war in einem der früheren Kriege gegen die Franken gefangen worden, und hatte, um dem Zwange, die fremde Religion anzunehmen, zu entgehen, sich selbst in wilder Raserei getödtet. Seine einzige Tochter war in schmählicher Gefangenschaft der Franken gestorben. Zwei seiner Söhne, tapfere, kräftige Jünglinge, waren vor seinen eigenen Augen, auf Befehl des Kaisers Karl hingerichtet worden. Nur ein Knabe

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_004.png&oldid=- (Version vom 9.4.2017)