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Novellen, historisch-romantischen Darstellungen, Romanzen, Balladen und übrigen oft saft- und kraftlosen, und geistes- und gemüthsarmen Ausgeburten der Phantasie unserer Dichterlinge schenkt.

Ein Volk, das keine Sagen hätte, käme mir fast vor, wie ein Mensch, der nie geträumt hätte; wie arm müßte dessen Phantasie, wie stumpf sein Geist, wie vertrocknet sein Leben, sein ganzes Daseyn seyn! Westphalen ist lange Zeit die verschrieenste Provinz Deutschlands gewesen, und man hat ihr, konsequent, auch lange Reichtum an Sagen abgeläugnet; aber glücklicher Weise konnte dieß Läugnen den wirklich vorhandenen Reichthum nicht aufheben. Westphalen ist reicher an Sagen, an geschichtlichen, wie an eigentlichen Volkssagen, als irgend eine andere Gegend unseres Vaterlandes, den Rhein und einzelne Gebirge, z. B. das Riesengebirge, etwa ausgenommen. Die Sagensammlungen der Gebrüder Grimm haben darauf hingedeutet; die im Jahre 1824 von Fr. Steinmann und seinen Freunden herausgegebenen Münsterschen Sagen und Geschichten haben noch mehr dafür gesprochen. Das vorliegende Werkchen möge ebenfalls einen kleinen Beweis dafür liefern. Die meisten der hier mitgetheilten Sagen habe ich gerade so wieder gegeben, wie ich sie

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten-06.png&oldid=- (Version vom 9.9.2019)