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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Ich bin ja noch ein Kind

     O Herr, zerreiße mich!
     Ich bin ja noch ein Kind.
     Und wage doch zu singen.
     Und nenne dich.

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     Und sage von den Dingen:

          Wir sind!

Ich öffne meinen Mund,
Eh’ du mich ließest deine Qualen kosten.
Ich bin gesund

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Und weiß es nicht, wie Greise rosten.

Ich hielt mich nie an groben Pfosten,
Wie Frauen in der schweren Stund’.

Nie müht’ ich mich durch müde Nacht,
Wie Droschkengäule, treu-erhaben,

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Die ihrer Umwelt längst entflohn!

(Dem zaubrisch, zerschmetternden Ton
Der Frauenschritte und allem was lacht.)
Nie müht ich mich, wie Gäule, die ins Unendliche traben.

Nie war ich Seemann, wenn das Öl ausgeht,

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Wenn die tausend Wasser die Sonne verhöhnen,

Wenn die Notschüsse dröhnen,
Wenn die Rakete zitternd aufsteht.
Wie warf ich mich, dich zu versöhnen,
O Herr, aufs Knie zum letzten Weltgebet.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)