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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Ein Lebens-Lied

Feindschaft ist unzulänglich.
Der Wille und die Taten,
Ein erdbewußtes Leben,
In sich, was sind sie, Welt?

5
Es schwebt in jedem Schicksal,

Im Schritt der Lust und Schmerzen,
Im Morden und Umarmen,
Anmut des Menschlichen!

Nur das ist unvergänglich!

10
Sahst du die wilden Augen

Buckliger Bauernmädchen?
Sahst du, wie sie sich langsam
Weltdamenhaft verschleiern,
Sahst du in ihnen blinken,

15
Das Grün von Fest Estraden,

Musik und Lampennacht?

Sahst du den Bart von Kranken,
/Ihr Wolken über Pappeln/
Wie er an Gott erinnert,

20
Getaucht in einen Sturm?

Sahst du die große Güte
Im Sterben eines Kindes?
Wie uns der holde Körper
Mit Zärtlichkeit entglitt?

Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)