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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Der Fremde
(schon ans andere Ufer stoßend)

Wie die Kugeln um mich jagen,
Blitze frisch ins Wasser schlagen,
Fühle ich mich schon gerettet,
Grenzenlos in Welt gebettet.

405
Und aus meinem alten, tauben

Herzen jauchzt ein neuer Glauben,
Gott, ich war Dir so entrissen,
Wollte denken, wollte wissen,
Statt ins Wetter mich zu mischen,

410
Wollt’ ich Dich im Wort erwischen.

Ach, sie müssen Dich verfehlen
Alle abgeschlossnen Seelen!
Und wer Rechnung führt und Gründe
Und wer sagt, daß er verstünde,

415
Ist der Ausbund aller Sünde.


Doch ich treuer Gottes-Knecht,
Bin gesteigert, bin im Recht.
Will auf tausend angefachten
Feuerständen Opfer schlachten.

420
Du mein Außen, Du mein Innen

In Dir jedes Wort beginnen!
Und weil ich es nicht verstehe,
Daß ich herrlich weiterwehe,

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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/117&oldid=- (Version vom 5.7.2016)