Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte. | |
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Der Fremde
Wer ist einst in einem Saal gesessen?
Von Gleichmut des andern Daseins (höchster Fluch!) gemessen?
Gesetz! Wer hat für mich falsch gebürgt?
Und als ich Teppiche lud und Hanf faserte
und um mich tausend fremdes Lachen war,
Und als die Sonne aufging – und es Sankt Moritz
gab – und für mich nichts zu machen war.
Keine Kraft mir half, nicht List und nicht Betrug.
Und war doch geschaffen zu Freud,
An Baum und Turm und Kleid,
Zu freiem, atmendem Leid! …
Hier, diese Hand kann andern Schicksal sein,
Die Rache, sie ist mein!
Ward ich gerichtet, will ich richten,
Ward ich vernichtet, will ich auch vernichten!!
Meine Augen werden vor Entzücken trüber.
Und meine Finger fühlen eine weiche Wut
Und Sehnsucht nach rinnendem Blut.
Muß ich aufhören,
Hah, will sich Gott in mir zerstören,
Zerstör ich ihn in einem andern Sein.
(Er gibt dem Hund einen Fußtritt, daß dieser zurückfährt.)
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/104&oldid=- (Version vom 5.7.2016)