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Defektes noch mit Überhebung brüstet, konnte diesen Ausspruch tun – und die anderen ähnlichen Aussprüche und fulminanten Offenbarungen über »das« Weib! Nur der kann auch behaupten, daß der Mann, sofort nachdem er das Weib besessen hat, es verachtet, – der es in Wahrheit nie besessen hat!

In einer Fußnote wird ganz unumwunden erklärt, daß es keinen bedeutenden Menschen geben könne, der in – der geschlechtlichen Vereinigung (es wird dort kürzer und brutaler ausgedrückt) – »mehr sähe als einen tierischen, schweinischen, ekelhaften Akt, oder gar das tiefste, heiligste Mysterium«.

Alle bedeutenden Menschen – so wird weiter gefolgert – müßten daher sicherlich ihre Sexualität durch die (sogenannten) geschlechtlichen Perversionen befriedigen, da sie unbedingt am gewöhnlichen geschlechtlichen Akte »vorbei wollen«!!!

Gewiß wäre es unrichtig, in diesem Akte »an sich« etwas Heilig-Mystisches zu sehen, da er unter Umständen gewiß eine Erniedrigung bedeuten kann; immerhin aber ist es doch etwas, was jeden gesunden, lebensmutigen, menschlicher Empfindungen fähigen Menschen mit Entrüstung und schier verächtlichem Mitleid erfüllen muß, den natürlichsten Lebensvorgang verunglimpft und gebrandmarkt, die Flamme, von der die ganze Welt glüht, als höllisches Feuer verdächtigt zu sehen!

Als Kriterium des bedeutenden Menschen abnorme Sexualtriebe fordern und Verachtung, »Vorbeiwollen« am normalen Liebesakt voraussetzen, heißt einen Goethe z. B. mit jämmerlichen Füßen treten, und ein solcher Ausspruch eines Menschen macht alle seine andern befremdlichen Aussprüche – begreiflich!

Während die Frau durch den Gedanken an die Vereinigung irgend eines Paares angeblich in »fieberhafte

Empfohlene Zitierweise:
Grete Meisel-Heß: Weiberhaß und Weiberverachtung. Die Wage, Wien 1904, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Weiberhass_und_Weiberverachtung.djvu/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)