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die Vergebung der Sünden ohne Genugthuung verkündigte, so mußte ganz natürlich der Gedanke in ihnen aufsteigen, „weil uns alle diese geistliche Wohlthaten umsonst zu Theil werden, so wollen wir dasjenige, was uns ehedessen der geistliche Stand kostete, unsern Pfarrherrn geniesen lassen.“ Die Geschenke, die vormahls in die Klöster der Bettelmönche geschleppt wurden, trug man von nun an in die Pfarrhäuser, und die Kosten, welche die Pönitenzen verursachet hatten, wurden in den sogenannten Beichtpfenning verwandelt. Dieses ist wenigstens die natürlichste Entstehungsart von diesem geistlichen Einkommen. Und wo dieser nicht Mode wurde, schickte man vor oder nach der Beicht etwas in die Pfarrküche. Nach und nach hat sich obige Denkungsart verloren, und die ergiebige Quelle, woraus jene Wohlthaten in das Pfarrhaus geflossen sind, ist meistens versiegt. Dagegen siehet sich der Pfarrer gezwungen, gedachte Nahrungsstücke, welche ihm ehedessen geschenket wurden, für theures Geld zu bezahlen. Ich schreibe dieses keineswegs, das Landvolk zu verunglimpfen. Die Sache ist ganz natürlich.

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Die jetzt lebenden Menschen wissen nichts von den ehemahligen Bedrückungen