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Johanna als Erbin von Neuchâtel mit Bern Luzern Freiburg Solothurn im Burgrechte stand, waren auch diese vier Orte interessiert.

Uns beschäftigt die Haltung Basels.

Auf der einen Seite hatte es die ihm durch Eidgenossenschaft verbundenen, mit der Erbin Philipps verburgrechteten Orte, die den Absichten Christophs entgegentraten. Überm Rheine sah es die Landschaften in den Besitz Christophs übergehen und ihm huldigen; es sah die Verhandlungen in den österreichischen Räten und am Kaiserhofe; überall aber auch die Furcht vor einem Einfalle der Eidgenossen in den Breisgau. Das Jahr 1499 war nirgends vergessen. Auch nicht in Basel selbst die damals geübte Politik. Der Rat erwog, wie viel die Rötler Lande für Basels Wirtschaft und Leben bedeuteten und daß in einem Kriege diese Vorteile untergehen würden, und er erwog auch die Macht Christophs und seines großen Anhanges. Wirksam überdies waren persönliche Gesinnungen Einzelner, namentlich des Bürgermeisters Offenburg, des Substituten Marquard Müller und anderer markgräfischer Vertrauensmänner im Rathause.

Während nun überall am Oberrheine von einem Heerzuge der Eidgenossen geredet wurde, und Markgraf Christoph sich zur Verteidigung rüstete, übte der Basler Rat seine diplomatische und mediatorische Kunst. Er erklärte, keinen Durchzug durch sein Gebiet dulden zu wollen; er arbeitete an der Tagsatzung, schickte Gesandte nach Solothurn, hatte Helfer in Bern usw. Die Gefahr eines Krieges verging in der Tat. An einer großen Versammlung in Basel zu Beginne Dezembers 1503 wurde nach ausführlichem Verhandeln aller Begehren und Meinungen kein Entscheid getroffen, sondern Verschiebung auf eine spätere Konferenz beschlossen. Eine solche aber fand nie statt; die eidgenössischen Orte zogen vor, sich der Sache ihrer fürstlichen Bürgerin nicht mehr anzunehmen, und diese selbst verhinderte durch ungeschickte Forderungen weiteres Verhandeln. Die streitigen Lande blieben im Besitze Christophs.

Die Frage drängt sich auf, ob Basel nicht im Jahre 1500 aus der Lage und Stimmung der von Philipp vernachlässigten Lande, im Jahre 1503 aus dem Streite Christophs mit Johanna einen Nutzen hätte ziehen können durch Erwerbung der Lande selbst oder doch eines Rechtes an ihnen. Aber seine Gedanken beschäftigten sich mehr mit der Möglichkeit der Schäden eines Krieges, als mit der Möglichkeit eigenen Handelns und Gewinnens; auch erschien der Absicht Österreichs gegenüber, die streitigen Lande zu Handen zu nehmen, das Interesse Christophs mit demjenigen Basels zusammenzugehen und eine Unterstützung Christophs daher geboten.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)